Mein Rückblick auf die Bildungsveranstaltungen des Weltladen Magdeburg 2018

Januar 10, 2019

Mein Rücklick auf die Bildungsveranstaltungen des Weltladen Magdeburg 2018

 

Seit Oktober 2018 absolviere ich mein Projektsemester in Kooperation mit dem Weltladen Magdeburg. Ich studiere (BA) Expressive Arts in Social Transformation an der MSH in Hamburg. Bevor ich mein Praktikum für den Weltladen begann, habe ich selten bis nie an Bildungsveranstaltungen des globalen Lernens teilgenommen. Dies hat sich jedoch im letzten viertel Jahr geändert und ich möchte euch einen kleinen Überblick über meine Erlebnisse zuteil werden lassen.

Mit der Filmveranstaltung Coffee To Stay, bei der der Film ‘Das Grüne Gold’ gezeigt wurde, startete ich mit der Teilnahme an unseren Bildungsveranstaltungen, dazu habe ich schon im Oktober einen Beitrag erstellt, der auch auf unserer Website zu lesen ist.

Weiter ging es dann am:

 

05.- 09.11.2018

Projektwoche Schönebeck!

Fünf Tage lang besuchten uns die sechsten und achten Klassen des Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium Schönebeck, für eine Projektwoche im einewelt haus. Auf der Agenda stand Globales Lernen zu den Themen ‘Das Leben der Kinder in Westafrika’, ‘Mach Schokolade Fair’, ‘Fairer Handel’, ‘Konsum-kritischer Spaziergang’ und ‘Flucht und Asyl’. Durchgeführt wurden die interaktiven Projekttagen von insgesamt 10 Referent*innen, Teamer*innen und Hospitant*innen.

 

Kinder in Westafrika

Der Referent Assion, stammt aus Togo. Anhand von Fotos, Zeichnungen und Landkarten,  beantwortet er die Fragen der Schüler zu Westafrika, aber auch explizite Fragen zum Leben der Kinder dort. Durch interaktive Übungen wie z.B. dem Erstellen eines Tagesablaufes eines Kindes, nach den eigenen Vorstellungen der Schüler, konnten diese ihre eigene Überzeugungen, mit den Beschreibungen Assions vergleichen.

Auch das Erlernen eines Liedes war sehr bewegend. Assion erzählte uns, dass dieses Lied dann gesungen wird, wenn Kinder in Togo, ihre Eltern um etwas bitten wollen. Besonders einprägsam und berührend fand in diesem Zusammenhang die Reflexionsrunde. Ein Junge der sechsten Klasse gab an, durch das Lied und dessen Bedeutung, gelernt zu haben, dass der Respekt gegenüber den Eltern einen ganz anderen Stellenwert hat als bei uns in Deutschland und er dies in seinen Alltag mitnehmen wolle.

 

Mach Schokolade Fair

Fast jeder mag Schokolade, ich ganz besonders, deshalb war es spannend zu hören, woher sie eigentlich kommt und wie sie verarbeitet wird. Die Referenten Memo und Frank kommen aus Mexiko und Kamerun, in beiden Ländern wird Kakao angebaut. Die beiden erzählten von ihrer Heimat, Memo sang mit uns ein wunderschönes altes Lied der Maya. Es gab tolles Anschauungsmaterialien zu den Verarbeitungsschritten von Kakao, von der ganzen Schote, über die geröstete Bohne bis hin zur Butter. Wir erhielten ein paar geschichtliche Fakten zum Thema und die Kinder durften in Gruppenarbeit eine Schokoladenmarke entwickeln. Danach zeigten die Referenten einen kleinen Film zum Anbau von Kakao, der sehr bewegend war und die Missstände aufzeigte. Kinderarbeit, Sklaverei, Ausbeutung von Ackerland und den Menschen. Nach all den heftigen Fakten der Schokoladenherstellung durften wir selbst tätig werden und Memo zeigte uns, wie man ganz einfach aus Marzipan und Schokolade tolle Pralinen herstellen kann. Diese wurden später verköstigt. Ein toller Vormittag mit spannenden Erkenntnissen ging zu Ende.

     

 

 

 

 

 

 

 

Faire Mode

Auch am nächsten Tag gab es spannende Fakten von Memo und Frank. Wo kommen unsere Kleider eigentlich her und wer produziert sie? Wie kann es sein, dass wir hier so günstig Kleider erstehen können? Mit welchen gesundheitlichen Risiken sehen sich die Baumwollbauern und die Arbeiter und in den Produktionsfirmen konfrontiert?

In einer interaktiven Übung konnten die Kinder “am eigenen Leib” erfahren, wie es ist, schnell und fehlerlos eine Aufgabe erfüllen zu müssen.

 

 

Später am Vormittag durften die Kinder selbst noch aus Garn und einer Perle eigenen Armbänder produzieren und halfen einander dabei. Ein tolles Erinnerungsstück an den sehr informativen Tag entstand.

 

 

Flucht und Asyl

Philipp, Hafez, Felix und Joane führten diese spannende Bildungsveranstaltung durch. Es ist ein jonglieren mit den Überzeugungen und Meinungen der Schüler und Lehrer, Zahlen, Fakten und dem Erlebnisbericht von Hafez eigener Fluchtgeschichte aus Syrien. Die Schüler besuchten die Fotoausstellung im ersten Stock des einewelt hauses und beantworteten einen Fragebogen. Es ist super wichtig, dass solche Möglichkeiten geboten werden, um sein Halbwissen, über brisante Themen auszubauen!

   

 

Konsum-kritischer Spaziergang

Heute treffen wir uns (Assion, Paula, Frank, Tilmann und ich) uns mit einer einer sechsten Klasse vor dem Magdeburger Bahnhof. "Was ist Konsum?", fragen die Hauptreferenten die Kinder. Viele sahen darin schon von vornherein etwas Negatives, wobei ich der Meinung bin, dass Konsum, zuerst einmal dafür steht, etwas zu erstehen, um es zu verzehren oder es zu verbrauchen. Letztendlich geht es dann darum, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Auf unserem Rundgang durch die City, liefen wir verschiedene Stationen ab. Zuerst kamen wir an einem Mobilfunkgeschäft vorbei. Paula befragte uns zu dem Besitz unserer Handys. Schockierend war für mich, dass es unter der Gruppe ein bis zwei Kinder gab, die schon mehr Handys besessen hatten, als eine der Lehrerinnen. Das ist krass. Es ging um die Rohstoffe und deren Gewinnung, um Alternativen wie Recycling und Reparatur. Auf unserem weiteren Weg, sprachen wir mit den Referenten über Fleischkonsum und die Auswirkungen auf die Umwelt. Wir besuchten einen Secondhandladen, und dort wurden uns auch wieder Alternativen aufgezeigt. Wo kann ich nachhaltiger einkaufen gehen, oder was kann ich mit meinen Kleidern machen, anstatt sie weg zu werfen, wenn sie noch in einem guten Zustand sind? Im Weltladen Magdeburg angekommen, erfuhren die Kinder noch einige Fakten zu herkömmlich gehandelter Schokolade und was bei fair gehandelter Schokolade anders gehandhabt wird. Zum krönenden Abschluss fand im Weltladen dann noch eine tolle Schokoladenverkostung statt. Ich bin begeistert, wie toll die Kinder trotz des kalten Wetters, Anfang November, so aufmerksam zugehört und mitgemacht haben.

Die Woche war toll! Ich konnte Einblick in die verschiedensten Angebote des Weltladens gewinnen. Interessant fände ich es durchaus wieder an denselben Veranstaltungen teilzunehmen, da jede Teilnehmergruppe einen anderen Hintergrund hat und dadurch Einfluss auf die Dynamik der Bildungsangebote nimmt und so unterschiedliche Themen mal mehr mal weniger in den Vordergrund treten...

 

21.11.2018

Filmfest Unfairtobacco
You buy it for a Penny - you sell it for a Dollar - and it is addictive!!

Ich kann mich noch erinnern, wie ich vor über 10 Jahren am Neckar in Mannheim neben einem Bekannten saß und wir angelten. Ich hatte gerade eine geraucht und schnippte meine Zigarette, so wie man das eben als Raucher aus Gewohnheit oft macht, einfach von mir weg, in den Fluss. Mein Kumpel rastete total aus und zwang mich, ihm zu schwören, nie wieder eine Zigarette ins Wasser zu werfen. Heute bin ich seit ca. zwei Jahren Rauchfrei und habe mein Versprechen bis zur letzten Zigarette gehalten.

Am 21.November fand im Moritzhof im Rahmen Unfairtobacco Filmfestes eine Veranstaltung statt. Es wurden drei Filme gezeigt, die den Tabakanbau, dessen Konsum und die ökologischen, wie auch physischen Folgen thematisierte. Der erste Film wurde von Jugendlichen im Rahmen der Präventionsarbeit des Projektes Unfairtobacco an einer Schule erstellt. Er zeigt den Weg zum Rauchen aus der Sicht seiner Macher. Er handelt von den Eltern, die ihren Kindern vermitteln wollen, dass es ungesund ist zu rauchen, ihrer Vorbildfunktion aber nicht gerecht werden können, wenn sie selbst Raucher sind. Auch der Aspekt des Gruppenzwangs als Grund für Jugendliche mit dem Rauchen anzufangen, spielt eine große Rolle. Die Umsetzung war sehr kreativ gestaltet, sehr unterhaltsam und nachvollziehbar. Der zweiten Film war eine Dokumentation, die sich größtenteils mit den ökologischen Folgen von Tabakanbau und dessen Konsum beschäftigt. Wie viel Gift in Form von Nikotin und anderen Schadstoffen ins Grundwasser und letztendlich auf verschiedenen Wegen wieder in unseren Körper gelangt, ist kaum zu glauben und eine erschreckende Tendenz!

Der dritte Film hieß ‘Tobacco Children’ und handelt von den Bauern und der physischen und psychischen Belastung, die durch den Anbau entstehen. Auch hier spielt leider mal wieder Kinderarbeit eine große Rolle und die Ausbeutung von Umwelt und Menschen. Besonders heftig fand ich die Information, dass die Selbstmordrate unter Tabakbauern prozentual viel höher ist, als bei der restlichen Bevölkerung, weil die Pestizide, die bei unsachgemäßer Verwendung in den Körper gelangen, neben Hautproblemen usw. auch neurologische Schäden verursachen, die das Wesen des Menschen verändern und sich einige in Folge dessen selbst töten.

Nach den Filmen bin ich ziemlich erschlagen von so viel negativen Informationen. Rauchen ist salopp gesagt doppelt und dreifach scheisse! Firmen, die Tabak zumindest biologisch anbauen, wird der Handel auch nicht gerade einfach gemacht. Sie dürfen nicht damit werben, denn Verbraucher könnten das als ein Indiz für gesunden Konsum verstehen. Aber Nikotin ist eben ein Gift, durch das Mensch und Natur immer bis zu einem gewissen Grad in Mitleidenschaft gezogen wird. Deshalb kann es eigentlich gar nicht fair gehandelt werden, stellen Sonja von Eichhorn, Bärbel Dometzky und Luis Ordonez in der Podiumsgespräch im Anschluss der Filmreihe fest. Es sind andere Ansätze gefragt. Z.B. wie kann man den Bauern helfen aus der Abhängigkeit ihrer Vorgesetzten zu kommen? Ich bin jedenfalls nach dieser krassen Informtionskeule froh, sagen zu können, dass ich seit ca. 10 Jahren immer darauf geachtet habe, keine Kippen einfach auf den Boden zu werfen. Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber besser als garnichts!

Informieren lohnt sich! Das könnt ihr unter der Webseite www.unfairtobacco.org

 

22.11.2018

Offenes Treffen Globales Lernen

Das Offene Treffen soll Bildungsreferenten, Teamern und allen sozial engagierten Menschen die Möglichkeit bieten, in lockerer Runde, über ihre Arbeit, neue Projekte und angewandte Methoden zu sprechen.

Dieses mal hielt Anna Trojanowskaja von unserem Partnerverein
Jüdisches Soziokulturelles Zentrum Ludwig Philippson einen Fachvortrag zum Thema 25 Jahre jüdisch-russische Zuwanderung nach Magdeburg.
Das war sehr interessant und informativ.

Ich habe es genossen, in angenehmer Atmosphäre, neue Leute zu treffen und mich zu vernetzen!

 

08.12.2018

Reflexionsseminar: Utopisches Denken in der Bildungsarbeit

Letzten Samstag nahm ich an der Fortbildung ‘Utopisches Denken in der Bildungsarbeit’ teil. Da ich Kunst in sozialen Entwicklungsprozessen studiere, hat mich diese kreative Methode an Herausforderungen heranzugehen, sehr interessiert. Ich bin ja der Meinung, dass sich durch Kreativität und Spiel andere Lösungswege auftun, als durch gewohnte, eher verkopfte Herangehensweisen. Wenn ich meinen ganzen Körper einsetzte und mit Begeisterung an etwas dran bin, sagt Gerald Hüther, lerne ich viel einfacher. Deshalb freute ich mich, als wir nach einem Vormittag mit verschiedenen Diskussionsrunden und einem Input vom Bildungsreferent Philipp P. Thapa zu den verschiedenen Methoden des utopischen Denkens in den praktischen Teil übergingen. In zwei Gruppen gaben wir uns dem Gedankenspiel hin. Wir sollten uns eine Insel 'erträumen’ auf der 10000 Menschen lebten. So unterschiedlich die Inseln in ihrer Beschaffenheit, Gestaltung und Bewirtschaftung waren desto interessanter war es, dass beide Gruppen einige Übereinstimmungen in ihren Vorstellungen hatten. Auf beiden Inseln sollte es eine Schule, ein Krankenhaus und die alternative Ressourcen Hanf geben!

Was hat mir das Seminar gebracht? Im Nachklang und meinen Überlegungen darüber, wie ich die Inhalte des Seminars in meine Arbeit mit der Kunst und den Menschen verknüpfen kann, ist mir vor allem eins hängen geblieben. Viel zu oft stecken wir, gerade auch in der Bildungsarbeit, in der Realität von Prozentsätzen, Schreckensszenarien, Dunkelziffern und dem So-Ist-Es fest! Aber die Leute sind zu übersättigt von diesen miesen Aussichten und träumen viel lieber vor sich hin bzw. entziehen sich ihrer Verantwortung! Das utopische Denken lädt dazu ein, mal Out Of The Box zu denken, ohne irgendwelche realen Konsequenzen. Das ist gar nicht so einfach, weil uns unsere Prägung doch auch gerne in solchen Gedankenexperimenten den ein oder anderen Streich spielt. Utopisch zu denken, heißt für mich, die Möglichkeit, ganz andere Perspektiven einzunehmen und dadurch die Chance auf neue Denkanstöße zu generieren. Ganz bestimmt wäre das eine interessante Art und Weise mal an eine Bildungsveranstaltung des globalen Lernens heranzugehen. Die Kinder und Jugendlichen, aber natürlich auch die Erwachsenen zu fragen, was das Ideal für sie wäre. Und wenn man dazu noch künstlerisches Material hat, was an jenem Samstag Malstifte und Papier war, kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Im Anschluss könnte man mit ihnen erarbeiten, was sie dafür tun können um diesem Ideal näher zu kommen. Toll!!

Einen Abend vor der Fortbildung, wurde übrigens im Café Verde der Film ‘Ein neues Wir’ gezeigt, in dem es um alternative Lebensgemeinschaft in Europa ging. Vielen war neben verschiedenen spirituellen Lebensweisen, vor allem auch die ökologische Aspekte wichtig. Teilweise versorgten sie sich komplett selbst, ohne auf ihre Umgebung angewiesen zu sein. Da sehe ich wieder einen Zusammenhang zu unserer Insel, die wir uns erschaffen sollten. Ein Spagat zwischen Altbewährtem, Ursprünglichem und absolutem High Tech!

Den Film könnt ihr übrigens im Weltladen ausleihen!

 

Grundsätzlich kann ich über die Zeit, die ich in den letzten Monaten bei Bildungsveranstaltungen verbracht habe sagen, dass es sich lohnt! Oft ist es hart sich mit der Realität dieser Welt auseinander zu setzten, aber ich bin dankbar, dass es doch einige Menschen gibt, die sich dafür einsetzten ihr Wissen an andere weiterzugeben! Es ist ein wichtiger Job, den die Leute leisten und das ist unterstützenswert! Ich wünsche uns allen fürs neue Jahr mehr Weltoffenheit, Bewusstsein und Courage! /rao